Gültige Schnittmengen (Valid Intersections)

In der “Planning Budgeting Cloud Service“ (PBCS) gibt es eine Funktionalität, die sich in der deutschen Version „Gültige Schnittmengen“ nennt. Vielleicht wäre ein Name wie „gültige Knotenpunkte“ zutreffender, aber was verbirgt sich unter der Funktionalität „Gültige Schnittmengen“ und warum ist es einen Blogbeitrag wert?

Mit „Gültige Schnittmengen“ kann der Schreibschutz auf Knotenpunkten von Dimensionen aufgehoben werden. Eine gültige Schnittmenge wird mit Elementen aus 2 oder mehr Dimensionen definiert. In diesem Bereich sind die Elemente nicht schreibgeschützt, außerhalb wohl. Die Idee hinter diesem Positiv-Filter ist, dass nur Bereiche, die logischerweise Daten haben könnten, auch beschreibbar sind.

Dieser Begriff wird im Englischen „interdimensional irrelevance“ genannt, und kann anhand eines Beispiels erläutert werden: man hat in der Applikation eine Kennzahl „Mobilfunk Teilnehmer“. In der Produkt Dimension gibt es die Gruppen „Mobilfunk-“, „Festnetz-“ und „Breitband Produkte“. Es wird dann logisch sein, dass es keine Daten für „Festnetz“ und „Breitband“ für diese Kennzahl geben sollte. Dieser Sachverhalt macht inhaltlichen keinen Sinn. Damit nicht jemand hier fälschlicherweise Daten einspielt, könnte eine gültige Schnittmenge mit der Kennzahl „Mobilfunk Teilnehmer“ und der Produktgruppe „Mobilfunk“ aufgebaut werden.

Diese Funktionalität haben wir schon bei Essbase Kunden implementiert, denn in Essbase war es immer schon möglich, Filter explizit auf Schnittpunkte von Elementen zu definieren. Jetzt kommt diese Funktionalität auch in Oracle Hyperion Planning an. Der Unterschied ist wohl, dass wir hiermit Schreibschutz für alle Benutzer erreichen und nicht den Filter selektiv pro Benutzergruppe einsetzen können.

Mengenlehre

Gültige Schnittmengen basieren, wie viele Funktionen in einer multidimensionalen Datenbank, auf der Mengenlehre. Als ich mich mit diesem Thema gerade beschäftigte, kam mein Sohn ins Büro und ihm erzählte ich, dass ich mich jetzt wieder mit Mengenlehre https://de.wikipedia.org/wiki/Mengenlehre beschäftige und wie gut es ist, dieses vor Jahren schon in der Schule gehabt zu haben – so meine väterliche Motivation, ihn auch für Themen tüchtig zu lernen zu lassen, die einem als Schüler noch nicht sehr ansprechen.

Mein Sohn sagte, interessant…, schaute mir auf den Bildschirm und fragte, warum ich denn keine grafische Oberfläche für diese Funktionalität hätte und die Gebiete dann einfach mit dem Finger auf dem Berührungsbildschirm markiere…. Tja, eine gute Frage…

Nun, wir sind also bei der Mengenlehre. Wenn eine gültige Schnittmenge eingerichtet ist, dann haben alle Benutzer in dem spezifizierten Bereich der Dimensionen, die Schnittmenge, Schreibzugriff. In dem nicht spezifizierten Bereich gilt Lesezugriff.

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Abbildung 1: Mengenlehre. Rot ist die Schnittmenge von A und B und würde Schreibzugriff haben.

 

Wie richte ich „Gültige Schnittmengen“ ein?

Das Besondere ist, dass diese Funktion nur mit der Tablet Sicht erreicht werden kann. Es ist wieder ein „Wink mit dem Zaunpfahl“, welcher sagt, dass die Tablet Sicht die Benutzeroberfläche ist in der die Produktweiterentwicklung gemacht wird. Ich mag diese Oberfläche sehr, obwohl ich selten mit dem Tablet im Planning arbeite.

Nach der Anmeldung geht man auf das Menü „Konsole“, dann auf den linken Reiter „Gültige Schnittmengen“ und mit diesem erreicht man die Oberfläche, wo die bereits definierten Schnittmengen sichtbar werden, aber auch Neue hinzugefügt werden können.

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Abbildung 2: Übersicht der Gültigen Schnittmengen

In diesem Beitrag möchte ich zeigen, wie die in Abbildung 3 gelb markierten Bereiche zum Schreiben freigeben werden. Ich befinde mich in der Beispielapplikation „Vision“. Die hell gelb gefärbten Bereiche werden für Szenario Plan und Szenario Forecast zum Schreiben freigegeben. Die dunkel gelb gefärbten Bereiche werden zusätzlich nur für den Forecast zum Schreiben freigegeben. Die übrigen Bereiche werden folgerichtig schreibgeschützt. In den Zeilen befindet sich die Dimension „Entity“ und in den Spalten ist die Dimension „Products“.

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Abbildung 3: Beispiel für die Anwendung von Gültigen Schnittmengen.

Durch einen Druck auf dem Knopf „Erstellen“ geht es dann los. Als erstes sollte man sich überlegen, welche Dimension die „Ankerdimension“ ist. In diesem Beispiel nehme ich die „Entity“. Entlang dieser Dimension werde ich die Filter setzen.

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Abbildung 4: Auswahl der Ankerdimension.

Ich nenne die Schnittmenge „Entity–Product“, um direkt im Namen anzugeben, welche Dimensionen in der Schnittmenge verwendet werden.

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Abbildung 5: Option “Nicht ausgewählte Elemente sind gültig” ist aktiviert.

Die Option “Nicht ausgewählte Elemente sind gültig” ist aktiviert. Dieses bedeutet, dass die Elemente, die nicht ausgewählt sind, nicht zur Schnittmenge gehören.

Als nächstes wähle ich die Produktdimension dazu. Ich verwende den Knopf „Dimension hinzufügen“ und selektiere die Dimension „Product“.

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Abbildung 6: Selektion einer weiteren Dimension.

Ich setze diese Dimension als „Erforderlich“ in dem Menü.

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Abbildung 7: Dimension auf Erforderlich setzen.

Hiermit steht die Kombination der Dimensionen bereit und jetzt können Regeln erstellt werden mit dem Knopf „Regel hinzufügen“. Oben auf der Leiste in Abbildung 8 sind die beiden Dimensionen „Entity“ und „Product“ sichtbar. Elemente können jetzt markiert werden in dem Kästchen neben dem Namen. Dynamische Selektion ist mit der Funktion rechts vom Namen möglich.

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Abbildung 8: Selektion in der Dimension Product.

Auf der Rechten Seite befindet sich das Menü mit den Anzeigeoptionen.

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Abbildung 9: Menü mit den Anzeigeoptionen.

Wenn man die Elementnamen kennt, können diese auch direkt manuell eingetragen werden.

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Abbildung 10: Manuelles editieren.

Speichern und Schließen.

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Abbildung 11: Gültige Schnittmengen, die obere Regel ist de-aktiviert.

Ausprobieren auf dem Ad-Hoc Bericht. Eine Abfrage ohne neuen Login zeigt bereits den Erfolg. Für die Entities „420“ und „421“ und die Produkte unter „TP1“ wurden als gültige Schnittmenge definiert und die anderen Kombinationen wurden mit Schreibschutz versehen.

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Abbildung 12: Ergebnis der „Gültige Schnittmengen“ Definition.

Hinzufügen einer weiteren Regel.

Direkt editiert auf der Oberfläche (keine Selektion) funktioniert auch.

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Abbildung 13: Eine weitere Kombination wird hinzugefügt.

 

Eine neue Abfrage und die Änderungen sind direkt sichtbar.

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Abbildung 14: Ergebnis der Gültige Schnittmengen Definition.

Und die letzte Regel hinzufügen.

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Abbildung 15: Und eine weitere Kombination wird hinzugefügt.

Hiermit ist der dritte Bereich markiert.

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Abbildung 16: Ergebnis der Gültige Schnittmengen Definition.

 

Und jetzt noch die gesamten Bereiche von den Entities „410“, „450“ und „810“ mit Produkt kombinieren und damit schreibgeschützt machen.

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Abbildung 17: Und die letzte Kombination wird hinzugefügt.

Und damit sind alle Bereiche korrekt definiert.

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Abbildung 18: Ergebnis der Gültige Schnittmengen Definition.

Ich ändere den Account. Die Bereiche mit Schreibschutz ändern sich nicht.

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Abbildung 19: Ergebnis wenn ein anderer Account gewählt ist.

Ich ändere das Szenario. Die Bereiche mit Schreibschutz ändern sich nicht.

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Abbildung 20: Ergebnis wenn im Szenario „Actual“ gewählt ist.

Die erstellte „Gültige Schnittmenge“ lässt sich einfach duplizieren. Diese ist dann im Handumdrehen geändert.

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Abbildung 21: Duplizieren der Gültigen Schnittmenge.

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Abbildung 22: Ergebnis des Duplizierens.

Dann wird diese umbenannt in „Entity-Product-Scenario Forecast“.

Scenario wird als Dimension hinzugefügt. Dann wähle ich das Element „Forecast“ als Element zur Schnittmenge. Ferner sollten die Entitäten „410“, „450“ und „810“ sollen beschreibbar sein. Hierzu wird auf der untersten Zeile das Element „Product“ in „Children(P_TP1)“ geändert.

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Abbildung 23: Ergebnis des Umbenennens und die Dimension Szenario wurde eingefügt.

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Abbildung 24: Ergebnis nach dem Speichern.

Der Monat ist jetzt auf Juli gesetzt um den Effekt von Forecast zu zeigen. Doch wie die Abbildung 25 zeigt, die Entitäten „410“, „450“ und „810“ sind nicht beschreibbar!

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Abbildung 25: Ergebnis wenn im Szenario „Forecast“ gewählt ist. Es hat sich nichts geändert.

Der Grund – die beiden gemeinsamen Schnittpunkte addieren sich.

Ich wähle „Budget“ als Szenario. Ich sehe, die erste Regel mit „Forecast“ funktioniert.

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Abbildung 26: Ergebnis wenn im Szenario „Plan“ gewählt ist. Die Schnittmengen addieren sich und Plan ist kein Teil mehr.

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Abbildung 27: Menü unter der Option „Aktionen“.

Eine gültige Schnittmenge kann einfach durch einen Klick auf das grüne Häkchen in der Spalte „Aktiviert“ deaktiviert oder aktiviert werden. Ein grünes Häkchen bedeutet, wie links in der Abbildung 28 sichtbar ist, dass die Schnittmenge aktiviert ist.

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Abbildung 28: Aktivieren oder deaktivieren der „Gültigen Schnittmenge“

 

Ich schalte die erste Schnittmenge aus.

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Abbildung 29: Die erste Schnittmenge wird ausgeschaltet.

Und unter dem Szenario Forecast ist die Entität „410“ ist jetzt beschreibbar.

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Abbildung 30: Ergebnis wenn im Szenario „Forecast“ gewählt ist. Auch Entität „410“ ist jetzt beschreibbar.

Aber im Szenario „Plan“ noch immer nicht.

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Abbildung 31: Ergebnis mit Szenario „Plan“.

Die Regel 1 ändern indem das Element „Forecast“ durch „IChildren(Scenario)“ ersetzt wird. Auch wird die Regel wieder eingeschaltet. Hiermit sind beide Regeln wieder aktiv.

Fertige Schnittmenge mit 4 Regeln:

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Abbildung 32: Regel 1 wurde angepasst.

Das Szenario „Forecast“ ist jetzt auch korrekt.

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Abbildung 33: Ergebnis mit Szenario „Forecast“.

 

Das Szenario „Plan“ ist auch korrekt.

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Abbildung 34: Ergebnis mit Szenario „Plan“. Die Entity 410 ist nicht beschreibbar.

Reduziert man die Regeln ….

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Abbildung 35: Die Schnittmenge auf das wesentliche beschränkt.

Diese können jetzt auch noch in eine einzige „Gültige Schnittmenge“ zusammengefasst warden.

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Abbildung 36: Zwei Schnittmengen in eine zusammengefasst.

Ein Check und das Ergebnis ist gleich!

 

Das Thema mit den „Nicht ausgewählten Elementen“….

Die Abfrage wird mit Elemente „815“, „830“ und „840“ erweitert. In der Entity Dimension wird die Option „Nicht ausgewählte Elemente sind gültig“ eingeschaltet.

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Abbildung 37: Entity mit der Option „Nicht ausgewählte Elemente sind gültig“

Elemente „815“, „830“ und „840“ können beschrieben werden im „Plan“ und „Forecast“.

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Abbildung 38: Die Elemente „815“, „830“ und „840“ sind im Szenario „Plan“ zum Schreiben freigegeben.

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Abbildung 39: Die Elemente „815“, „830“ und „840“ sind auch im Szenario „Forecast“ zum Schreiben freigegeben.

In der Entity Dimension wird die Option „Nicht ausgewählte Elemente sind gültig“ ausgeschaltet. Hiermit sollten die Elemente nicht mehr beschreibbar sein.

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Abbildung 40: Entität mit der ausgeschalteten Option „Nicht ausgewählte Elemente sind gültig“.

Das Ergebnis ist wie erwartet: die Elemente „815“, „830“ und „840“, die nicht genannt wurden, sind mit einem Schreibschutz versehen.

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Abbildung 41: Die Elemente „815“, „830“ und „840“ sind auch im Szenario „Forecast“ zum Schreiben freigegeben.

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Abbildung 42: Auch im Szenario Plan sind die Elemente „815“, „830“ und „840“ jetzt schreibgeschützt.

Damit haben wir unser Ziel erreicht.

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Abbildung 43: Übersicht der zum Schreiben freigeschalteten Bereiche in den Szenarien Plan und Forecast.

 

Fazit

Es wird noch lange dauern bis ich mich an den Begriff „Gültige Schnittmengen“ gewöhnt habe. Es ist sicherlich eine sehr sinnvolle Funktion im Oracle Hyperion Planning und wurde auch schon lange von uns Beratern und Kunden gefordert. Jetzt ist sie da und sie ist gut gelungen.

Ich habe noch nicht nachgesehen, ob die „Gültigen Schnittmengen“ auch für den Datenimport gelten. Dieses wäre echt super, denn dann öffnet sich eine Welt der Datenvalidierung.

Es gibt jetzt auch eine Möglichkeit in Planning, um Filter auf individuelle Knotenpunkte zu setzen, etwas was wir in Essbase schon lange konnten.

Ihr Philip Hulsebosch

philip.hulsebosch@hyperionimklartext.de

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Ein Kommentar zu “Gültige Schnittmengen (Valid Intersections)
  1. Ivo sagt:

    Hallo Philip

    ich finde den Begriff „gültige Schnittmenge“ passend, wenn die Regeln weiterführend für die Dynamisierung der Reports & Skripte verwendet werden.

    Zum Thema Datenimport: Mittels REST API kann unter anderem auf die „gültige Schnittmenge“ geprüft werden. Ein Skript vergleichbar mit HFM_VALIDATE in FDMEE gibt es bisher für Planning noch nicht.

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