JĂ€hrlich befragt BARC die Nutzer von Business-Intelligence-Systemen nach ihren aktuellen Erfahrungen und die PlĂ€ne fĂŒr die Zukunft. „The BI Survey 14: The Customer Verdict“ ist, soweit ich weiĂ, die weltweit gröĂte, unabÂhĂ€ngige Anwenderumfrage zum Thema Business Intelligence (BI) und PerforÂmance Management (PM). Hierzu gibt es dann einen Bericht, die Vollversion ist fĂŒr ca. USD 6.000,- erhĂ€ltlich.
Es gibt aber eine kostenlose allgemeine Ausgabe und Herstellerfirmen können maĂgeschneiderte, kĂŒrzere Versionen erwerben und zum Download auf ihrer Webseite anbieten. Diese Herstellerversionen enthalten nur die Ergebnisse, in denen das eigene Produkt gut abschneidet. Die Ergebnisse sind meistens als Ranglisten gestaltet und Antworten, die fĂŒr einen Hersteller eher positiv sind (er im oberen Bereich steht), können in die Herstellerversion aufgenommen werden. Hersteller, die besser abschneiden, haben also mehr Seiten als diejenigen, die weniger gut in den Ranglisten abschneiden.
http://barc-research.com/bi-survey/
Die Datenbasis
Ergebnisse einer Befragung sind nur dann interessant, wenn verschiedene Bedingungen erfĂŒllt sind. Eine wichtige ist die Datenbasis. Es muss eine ausreichend groĂe Datenbasis vorhanden sein, d.h. viele ausgefĂŒllte Fragebögen auf der einen Seite und nicht zu viel Streuung auf der anderen Seite. Wenn sich eine Datenbasis von 1000 Fragebögen auf 20 oder 50 Produkte oder Kriterien verteilt, dann vermindert sich im letzteren die Aussagekraft sehr stark, auch die Vergleichbarkeit leidet sehr.
Die BARC macht selbst viel Werbung, was durch die Hersteller und die Community nochmals verstÀrkt wird. Je grösser die Anzahl der Fragebögen von begeisterten Kunden, desto besser ist das Endergebnis.
Zu beachten ist, ein Teilnehmer arbeitet mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit in einer Firma, in der verschiedene Produkte eingesetzt werden. Er wird aber am Anfang der Umfrage gefragt, mit welchem Produkt er am besten vertraut ist oder welches am meisten genutzt wird. Alle weiteren Fragen sollen ausschlieĂlich in Bezug auf dieses Produkt beantwortet werden. Wird z.B. neben Essbase auch QlikView eingesetzt, dann muss sich der Teilnehmer entscheiden, ob er den Fragebogen fĂŒr Essbase oder fĂŒr QlikView ausfĂŒllt.
Dieses Jahr gab es 3.224 ausgefĂŒllte Fragebögen. Von diesen hatte QlikView mit 189 die meisten. 116 ausgefĂŒllte Fragebögen gab es fĂŒr SAP BW; 43 fĂŒr Oracle Essbase und nur 34 fĂŒr SAS. Der deutschsprachige Raum war gut vertreten, denn typische Produkte dafĂŒr sind BOARD mit 84 und Bissantz mit sogar 97 ausgefĂŒllten Fragebögen! Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass BARC in Deutschland bekannt ist und es eine deutschsprachige Version der Umfrage gab.
Neben der englischsprachigen Version, gab es eine französische und spanische Version; Gerade letztere könnte in SĂŒd- und Mittelamerika zu einer höheren Teilnahme fĂŒhren. Aber 67% der Teilnehmer kamen aus Europa, 23% aus Nord-Amerika und 10% aus dem Rest der Welt. Bei diesen Zahlen kann man schon von einer europĂ€ischen Studie sprechen.
Eine wichtige Frage bzgl. der Datenbasis ist auch, wer den Fragebogen ausfĂŒllt. GroĂe Firmen könnten ihre Mitarbeiter bewegen, an dieser Befragung teilzunehmen, dann sind die Ergebnisse weniger aussagekrĂ€ftig. Kontrollieren kann man es nicht, aber
- 9% haben angegeben, Berater zu sein und
- 20% haben angegeben, bei einem Hersteller oder Vertriebspartner angestellt zu sein.
Der alles entscheidende Punkt bei der Datenbasis ist natĂŒrlich der menschliche Faktor. Schaut man sich die Antworten an, liegen meiner Meinung nach die Ergebnisse der Studie auf einem zu hohen Niveau. Zum Beispiel antworteten 79% der Qlikview-Benutzer (ein Dashboard mit Drill-down FunktionalitĂ€t), dass dieses Standard/Enterprise Reporting eingesetzt wird.
So sagten 30% der befragten Personen, dass sie Poweruser und 70% sagten, dass sie normale Anwender sind. In wie weit man diese Personen fragen kann, welche zukĂŒnftige Investitionen in Produkte gemacht werden und wie der Einsatz dieses BI-Werkzeugs die WettbewerbsfĂ€higkeit des Unternehmens beeinflusst, ist schon fraglich.
Auch das VerhÀltnis Benutzer- zu Administratoren sowie die Implementierungskosten dieses Produkts sind schwierig miteinander vergleichbar, denn mit einem Freeware-Produkt wie zum Beispiel Jedox werden in der Regel andere System aufgebaut als mit Oracle Essbase.
Die auffĂ€lligen Ergebnisse bezĂŒglich Essbase
Leider habe ich keinen Herstellerbericht von Oracle Essbase*, aber die frei verfĂŒgbaren Versionen geben einen guten Eindruck und bestĂ€tigen bekannte Fakten.
Bekannt ist, dass Oracle Essbase hauptsĂ€chlich bei groĂen Firmen eingesetzt wird. Aber dort, wo Oracle Essbase zu ca. 50% in dem Bereich 100 â 2.500 Mitarbeiter vertreten ist, haben SAP BW nur 28% und SAS und IBM Cognos BI nur 35% der Antworten. Das bedeutet, dass diese Produkte noch stĂ€rker in groĂen Firmen mit hoher Mitarbeiteranzahl eingesezt werden.
Bei dem Durchschnitt der âconcurrent userâ lag SAP BW ganz vorne mit zwei- bis dreimal sovielen Benutzern wie z.B. IBM Cognos, Essbase und andere. Da dachte ich ganz ketzerisch, ja logisch, die Abfragen dauern ja auch 3 mal so lange. Dann gibt es auch bei derselben absoluten Anzahl Benutzer auch mehr âconcurrent userâ.
Wenn man sich in Tabelle 1 ansieht, mit welcher BI-FunktionalitĂ€t Essbase im Einsatz ist, dann verwundert es nicht, dass Ad-hoc und Standard Reporting sowie Analyse die höchsten Zahlen haben. Es wĂ€re interessant zu sehen, welche Frontend-Tools zu den verschiedenen BI-FunktionalitĂ€ten eingesetzt werden. Essbase ist ja schlieĂlich nur eine Datenbank.
Sieht man sich dann den Gesamtmarkt an und wo das Wachstum erwartet wird, dann liegt das stark im Bereich des Visuellen (Dashboards und Scorecards) und der Planung (Budgeting und Predictive Analysis). Hier bestĂ€tigt sich mein BauchgefĂŒhl.
Essbase* | Alle Produkte | |||
BI FunktionalitÀt | Schon im Einsatz (%) | Schon im Einsatz (%) | Bald geplant (%) | LÀngerfristig geplant (%) |
Standard/Enterprise reporting |
88 |
84 |
7 |
3 |
Financial consolidation |
53 |
26 |
10 |
13 |
Ad hoc query |
91 |
78 |
8 |
5 |
Operational analytics |
63 |
57 |
13 |
10 |
OLAP analytics |
74 |
49 |
9 |
10 |
Big data analytics |
7 |
14 |
12 |
19 |
Predictive analysis / Data mining |
12 |
17 |
13 |
26 |
Budgeting/Planning |
79 |
39 |
13 |
14 |
Visual analysis/Data discovery |
14 |
37 |
13 |
16 |
Dashboards |
47 |
59 |
17 |
10 |
Scorecards |
28 |
27 |
16 |
18 |
* Mehrfachnennung möglich.
Tabelle 1: BI FunktionalitĂ€t und zukĂŒnftige AnkĂ€ufe.
Dieses bedeutet, dass das Wachstum von Essbase (pur) weiterhin im Bereich der Betriebsanalyse (operational analytics) und avancierte Analyse (predictive analysis) zu finden ist. Auch fĂŒr Hyperion Planning gibt es Wachstumspotential.
WĂŒrde ein Anwender das Produkt weiter empfehlen, ist eine einfache und starke MessgröĂe. Hierauf haben sowohl FunktionalitĂ€t als auch Implementierung Einfluss â passt das Produkt zu den Aufgaben, die der Anwender damit lösen will?
Die Ergebnisse waren (Auswahl):
Platz 2: Microsoft Analysis Services
Platz 3: Cubus
Platz 7: Oracle Essbase
Platz 10: IBM Cognos TM1
Platz 12: Microstrategy
Platz 14: Cubeware
Platz 17: IBM Cognos BI
Platz 18: SAP BW
Aus dieser Liste sehen wir, dass es besser kann. Einfluss auf die Zufriedenheit der Benutzer haben vor allem die
- Benutzerfreundlichkeit (wie oft muss ich Klicken, wo sind die Optionen angeordnet, wie ĂŒbersichtlich und intuitiv ist die Bedienung, ist die OberflĂ€che in meiner Sprache verfĂŒgbar, etc.)
- FunktionalitÀt (kann ich die Dinge umsetzen, die mir bei der Arbeit helfen, wieviel muss ich hÀndisch machen, gibt es Schnittstellen, Automatisierungsmöglichkeiten, etc.)
- Geschwindigkeit (muss ich auf das System warten oder kann ich normal weiter arbeiten?)
Hier werden auch wir Berater uns verbessern mĂŒssen.
NĂ€chstes Jahr
Auch im nÀchsten Jahr gibt es wieder eine BI Survey, auch dabei können Sie mitmachen. Wenn es soweit ist, werde ich einen weiteren Beitrag mit meinen Erfahrungen schreiben und auch den Link aufnehmen.
Ihr Philip Hulsebosch
* HĂ€tte ich diesen, dann wĂŒrde ich gern hierĂŒber einen Beitrag schreiben.
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